Bücherwand – Eine Installation aus Büchern einer Leihbücherei der Fünfzigerjahre von Harald Kubiczak
Die Installation Bücherwand besteht aus ca. 3.000 Büchern einer Leihbücherei, die Harald Kubiczak 1990 in einem ehemaligen Tabak- und Zeitschriftenladen in Mainz gefunden hatte. Das Geschäft im Mainzer Stadtteil Kästrich gehörte einst Albert Wolff, der den Laden seit Beginn des 20. Jahrhunderts betrieben hatte. Zum Zeitpunkt der Anmietung war der Laden gut zehn Jahre verwaist, so dass die Hinterlassenschaften seines einstigen Betreibers an Harald Kubiczak als neuen Mieter übergingen. Unter den zahlreichen vorgefundenen Gegenständen, die unter einer Menge Unrat verschüttet waren, kamen auch die vollständig erhaltenen Bücher der einstigen Leihbücherei zum Vorschein. Die Bücher, fast ausnahmslos mit festem Einband, waren im Nachkriegs-Deutschland für die Ausleihe in Leihbüchereien aufgelegt worden. Diese Leihbüchereien wurden von Zeitschriften- und Tabakläden betrieben, wo man ein Buch für ein paar Groschen ausleihen konnte. Bei den Buchtiteln handelt es sich um Trivialliteratur – hauptsächlich sind es Liebesromane, Western, Krimis und auch einige Science-Fiction-Romane.
Die Installation der Bücher ist ähnlich einer Mauer angelegt. Die Bücher werden, nach Genre sortiert, flach aufeinander geschichtet, so dass eine Wand in Breite und Höhe vollständig ausgefüllt wird. Aus der Nähe betrachtet kann man die Titel auf den Buchrücken lesen. Bei größerem Betrachtungsabstand stellt sich der Eindruck eines farbigen, linear strukturierten Wandbilds ein.
Die Installation wurde erstmals 1990 in dem als Ausstellungsraum angemieteten ehemaligen Tabakladen, genannt „Kästrich“, im Rahmen der Eröffnungsausstellung eingerichtet. Das von Harald Kubiczak gegründete Forum für zeitgenössische Kunst in Mainz bestand bis 1999.
Im Jahr 1993 wurde die Bücherwand als Teil des Zentrum Leseförderung auf der Frankfurter Buchmesse installiert. Wenig später wurde sie für das Projekt „My Home is Your Home“ des Artists’ Museum Lodz in der Stadsgalerij Heerlen (Niederlande) 1993–1994 eingerichtet (Kurator Paul Panhuysen). Dort nahm die Installation eine Wandfläche in zwei Etagen des offenen Ausstellungsraumes ein.
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Independent Art Circuits
In den 70er- und 80er-Jahren entstanden einige von Künstlern gegründete Foren für Kunst. Zu ihnen zählen Experimental Intermedia Foundation (New York), Giannozzo (Berlin) und Het Apollohuis (Eindhoven), die hier eine tragende Rolle einnehmen. Eine weniger bekannte Gründung dieser Art war Die Halle in Mainz. Wohl war es überfällig, dass Künstler eigene Foren gründeten, die unabhängig von den traditionellen Institutionen agierten. Merkmale wie inhaltliche Substanz, Interdisziplinarität, neue Ausdrucksmittel und die Bildung eigener Netzwerke sind hier wesentlich. Bei gleichzeitiger Ablösung von akademischen, kunsthistorischen, institutionellen Mechanismen und Kriterien des Kunstmarkts bei der Produktion von Kunst, konnte ein freier Fluss von Information innerhalb eigener Netzwerke als Independent Art Circuits aufgebaut werden. Der Begriff Independent Art Circuits wurde von Paul Panhuysen eingeführt, als er die Aktivitäten von Het Apollohuis umriss. Durch diese Loslösung von Strukturen traditioneller Kunstinstitutionen und dem Kunstmarkt kann sich die Kunst unabhängig mit elementaren Fragen menschlicher Existenz befassen. Die Independent Art Circuits sind hierbei beobachtend, investigativ und gewinnen mittels der Kunst neue Einsichten und stets neue Ergebnisse über die grundlegenden Bedingungen der Realität.
In the 1970s and 1980s, several artist run platforms were emerging. Some of them are Experimental Intermedia Foundation (New York), Giannozzo (Berlin) and Het Apollohuis (Eindhoven) which took an influential and forming role in this development. Another, less known initiative was Die Halle in Mainz. As a necessary step, artists themselves began to form platforms for art, aside from the traditional institutions. This is marked by emphasis on content, interdisciplinary work, new media of expression and formation of networks. When rejecting academic, art-historical, institutional and art-market mechanisms in the production of art, artists managed to form networks of free flow of information as independent art circuits. This term was first used by Paul Panhuysen, when he described the activities of Het Apollohuis. Being independent from the regular structures of traditional institutions and the art market, art can be concerned with very basic questions of human existence. A circuit within that art is set as a way to observe and investigate independently to achieve more understanding and ever new results about the conditions of reality.
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